Gebaut wurde der Leichenwagen 1971 in den USA, genauer gesagt in Lima, im Bundesstaat Ohio, von der Superior Coach Corporation.

Er entstand auf Basis eines Cadillac Commercial Chassis. Dabei handelt es sich um ein spezielles, vom Hersteller direkt ab Werk verlängertes und verstärktes Chassis, welches auch als solches an den entsprechenden Karosseriebaubetrieb ausgeliefert wurde. Der Karosseriebauer hat dann den Leichenwagen direkt auf das nackte Chassis aufgebaut. Das Bedeutet, es ist in diesem Fall kein nachträglich umgebauter PKW, was sonst durchaus üblich ist.

Die Erstzulassung erfolgte am 01.04.1971 von der Creighton Memorial Chapel in Kingsburg, im Bundesstaat Kalifornien (USA).

Anfang der 90er Jahre wurde der Wagen nach Luxemburg importiert und hatte dort insgesamt 2 Besitzer.

1997 wurde der Leichenwagen nach Deutschland importiert und daraufhin 1998 vom Saarbrücker Bestattungsdienst erstmals in Deutschland zugelassen. Aufgrund der fehlenden Trennwand zwischen Fahrerkabine und Sargabteil war er aber hierzulande niemals im Bestattungseinsatz. (Dazu mehr am Ende dieser Seite!)

Im Jahr 2000 wurde das Auto dann wieder stillgelegt. Danach hatte es noch 2 weitere Besitzer, wurde aber nicht wieder angemeldet.

Im Frühjahr 2004 habe ich den Wagen schließlich gekauft. Seitdem ist er ganzjährig als Oldtimer angemeldet, wird aber selbstverständlich nur im Sommer und bei gutem Wetter bewegt.

 

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um einen so genannten „Sideloader“. Die genaue Modellbezeichnung lautet „Supermatic Side Service Funeral Car“. Ein Sideloader definiert sich dadurch, dass der Sarg nicht nur von hinten über die Hecktüre oder Heckklappe verladen werden kann, sondern auch seitlich. Dafür sind die Türen aus der zweiten Reihe hinten angeschlagen und öffnen somit gegenläufig zu den vorderen Türen (sogenannte Selbstmördertüren oder suicide doors). Außerdem hat der Wagen keine B-Säule, wodurch eine sehr große Ladeöffnung entsteht, durch die der Sargtisch, auf welchem der Sarg befestigt wird, herausgeschwenkt werden kann. Dazu wird der Fahrer- bzw. Beifahrersitz nach vorne geklappt und der Sargtisch hat so genügend Platz um sich beim Herausfahren um fast 90° zu drehen.

 

Der Sargtisch fährt heraus

 Der Sargtisch ist komplett ausgefahren

 

Sideloader waren in Amerika früher weit verbreitet, sind aber Anfang der 80er Jahre langsam ausgestorben.

In Deutschland wurden noch nie Sideloader gebaut, da hier ein Bestattungswagen der DIN 75081 entsprechen muss, die unter anderem eine luftdichte Trennwand zwischen Fahrer und Sargraum vorschreibt*. So eine Trennwand ist hier aber nicht möglich, da der Sargtisch beim seitlichen herausschwenken das Fahrerabteil mitbenutzen muss, wie man auf dem ersten Foto sehen kann. Daher wurden auch nie solche Modelle für den Bestattungsdienst nach Deutschland importiert.

Dieser Leichenwagen ist hierzulande also eine echte Besonderheit, und meines Wissens nach sogar das einzige Exemplar in Deutschland. Mir sind auch deutschlandweit nur zwei weitere Sideloader bekannt, bei denen es sich aber um andere Modelle und Baujahre handelt.

 

*Quelle: DIN 75081 Bestattungskraftwagen (BKW) - 4.2.3 Führer- und Sargraum sind durch eine stabile und durchgehende Querwand luftdicht zu trennen. Zwischen Führer und Sargraum kann ein Fenster aus Sicherheitsglas fest und luftdicht eingebaut sein.

 

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